Kulturmühle Berne: Geschäftsführerin Karin Dialer-Strackerjan ist
seit der Gründung dabei
Berne. Seit mehr als 20 Jahren steht die Kulturmühle Berne für ehrenamtliche Arbeit und Kultur im ländlichen Raum. Der Verein ist unabhängig von staatlichen Subventionen. Kultureinrichtungen und staatliche Subventionen gehen oft Hand in Hand. Bei der Berner Kulturmühle sorgen hingegen seit über zwanzig Jahren ehrenamtliche Vereinsmitglieder für den Betrieb und das Programm der Kleinkunstspielstätte in der südlichen Wesermarsch. Geschäftsführerin Karin Dialer-Strackerjan ist von Anfang an dabei.
„Damals herrschte nicht nur in Berne eine unglaubliche Aufbruchstimmung, etwa zeitgleich wurde ja auch die Seefelder Mühle gegründet“, erinnert sich Karin Dialer-Strackerjahn an die Gründungszeit des Berner Kulturvereins Ende der 80er. „Es gab zahlreiche Zuzüge aus urbanen Gegenden, und viele wollten kulturelle Erlebnismöglichkeiten, die zu diesem Zeitpunkt vor Ort quasi nicht vorhanden waren.“
Zunächst initiierte der zu diesem Zweck formierte Verbund kulturinteressierter Berner Bürger seine Konzerte und Veranstaltungen im „Kulturzentrum Alte Molkerei“. Der Name bezog sich auf eine dort ansässige Molkerei. Als dieser Betrieb umzog und die Immobilie höchstbietend versteigert wurde, überstieg der gewünschte Preis die finanziellen Mittel des noch recht frisch konstituierten Kulturvereins.
Der Berner Architekt Gerd Logemann war es, der seine Vereinskameraden auf das zum Verkauf stehende Mühlengrundstück der Erbgemeinschaft Frieling hinwies. „Sowohl die damaligen Besitzer als auch die Gemeinde zeigten sich angetan von unserer Idee, das alte Mühlengebäude als Kulturstätte zu nutzen“, erinnert sich Dialer-Strackerjan, die gemeinsam mit Ehemann Wolfgang, Verena Delius, Inge Klinkauf und Dieter Briese zu den Gründungsmitgliedern des Kulturvereins gehört.
Anfang der Neunzigerjahre übernahm der Verein das Gebäude zunächst als Mieter, sparte sich die ersten Jahresmieten jedoch durch eigenhändige Instandsetzung des denkmalgeschützten Mühlengebäudes. „Die Mühle befand sich damals quasi in einem Rohbauzustand. Es gab nicht einmal einen Fußboden.“
Zu diesem Zeitpunkt gab es rund 100 Vereinsmitglieder. In Eigenregie und ehrenamtlich sanierten und renovierten sie ein halbes Jahr lang mit Feuereifer das Mühlengebäude. Zu den Vereinsmitgliedern gesellten sich weitere Helfer. „Noch am Tag der ersten Veranstaltung wurden die letzten Fliesen in den Sanitärräumen geklebt“, erinnert sich Dialer-Strackerjan schmunzelnd.
Ob die erste Veranstaltung in der neuen Vereinsheimat noch 1992 oder doch erst ein Jahr später war, können die Vorstandsmitglieder heute nicht mehr mit absoluter Sicherheit sagen. Sie erinnern sich jedoch lebhaft an die inhaltliche Vereins-Entwicklung. Anfangs lag der Fokus auf klassischen Konzerten. Die damaligen Vorsitzenden Verena Delius und Inge Klinkauf initiierten zudem ein sonntäglich geöffnetes „Mühlencafé“. „Beide waren mit viel Herzblut und Idealismus bei der Sache“, weiß Dialer-Strackerjan.
Jedoch stießen nicht alle öffentlichen Angebote des Vereins auf entsprechende Resonanz: Das „Mühlencafé“ stellte seinen Betrieb nach etwa zwei Jahren ein. Diskussionen über die inhaltliche Ausrichtung der Programmangebote führten Mitte der Neunzigerjahre zu Veränderungen im Vorstand. Die zeitweise politische Unterstützung bereitete dem Verein zudem Probleme. Nach dem Auslaufen der mietfreien Nutzungsmöglichkeit des Mühlengebäudes übernahmen nämlich „Die Grünen“, zu deren Mitgliedern auch Vereinsgründungsmitglied Wolfgang Strackerjan zählte, für ein Jahr die Gebäudemiete. Allerdings: „Unter den Bernern war schnell von einem ,Grünen Zentrum‘ die Rede, mit dem sich nicht jeder identifizieren konnte“, reflektiert Karin Dialer-Strackerjan. Sie und Ehemann Wolfgang kehrten dem Vorstand aufgrund interner Unstimmigkeiten den Rücken, Delius und Klinkauf legten ihre Vorstandsarbeit nieder. Auf Bitten von Wolfgang Focke, der seit Mitte der Neunzigerjahre bis heute das Amt des ersten Vorsitzenden bekleidet, stieß das Ehepaar Strackerjan dann später wieder zum Kulturmühlenvorstand.
Im Jahre 2000 legte der damalige Bürgermeister Bernd Bremermann dem Verein nahe, die seit fast zehn Jahren genutzte Immobilie samt Grundtstück zu erwerben. Neben der Gemeinde, die den halben Kaufpreis beisteuerte, erhielt der Verein zusätzliche Spenden von Sponsoren und Privatpersonen von insgesamt 8000 Euro.
„Das war sowohl ein bewegender Vertrauensbeweis als auch eine schöne Anerkennung für unsere bis dahin geleistete Arbeit“, ist Karin Dialer-Strackerjan auch heute noch gerührt. Handwerkliche und finanzielle Unterstützung wird dem Verein im Übrigen immer noch zuteil.
Wurde bis dato ausschließlich das Mühlengebäude für die Veranstaltungen genutzt, erschlossen sich mit dem Grundstückserwerb neue Gestaltungsmöglichkeiten. Es wurden „nach zwanzig Jahren längst überfällige“ Sanierungs- und Renovierungsarbeiten am Mühlengebäude vorgenommen. Auch das einstige Maschinenhaus wurde grundlegend renoviert und 2013 für Veranstaltungen und Publikumsverkehr freigegeben. Durch einen gläsernen Mittelbau soll dieses noch in diesem Jahr mit dem Hauptgebäude verbunden werden. Eine angrenzende Werkstatt befindet sich nun ebenfalls im Vereinsbesitz.
Musik, Theater, Kabarett und Travestie haben bei der Kulturmühle Berne eine Heimat gefunden. „In den letzten Jahren hat sich recht deutlich herauskristallisiert, was unser Publikum sehen möchte“, konstatiert Reiner Clasen, seit Februar Nachfolger des verstorbenen Wolfgang Strackerjans als Vorsitzender des Gebäuderates im Verein.
Das Publikum kommt aus dem gesamten niedersächsischen und bremer Umland. „Seit der Sanierung 2013 begrüßen wir zu jeder Veranstaltung mindestens 80 Zuschauer, oft sind wir sogar ausverkauft“, so Dialer-Strackerjan. Eine neue Internetpräsenz ist seit Beginn des Jahres auf den neuen Programmbeirats-Vorsitzenden Clemens Rittel zurückzuführen. Mehr als zwölf bis vierzehn jährlichen Veranstaltungen sollen es aber nicht werden, obwohl Rittel täglich durchschnittlich zwölf eingehende Künstlerbewerbungen registriert. „Eine qualitativ hochwertige Veranstaltung pro Monat reicht völlig aus“, so Dialer-Strackerjan, zumal der Verein seit seiner Gründung bis heute unabhängig von einem Träger operiert.
„Die Arbeitsstunden aller Vorstandsmitglieder gewichten sich saisonal unterschiedlich, als statistischer Mittelgesamtwert sind etwa 80 Stunden pro Woche realistisch“, so Reiner Clasen. Doppelt besetzt werden soll bald die Position von Karin Dialer-Strackerjan. Denn: „Neben Kassenführung und Antragsstellungen kümmere ich mich unter anderem um den Einkauf, um Künstler und Gäste versorgen zu können und stelle sicher, das rechtzeitig Plakate und Eintrittskarten verfügbar sind – eigentlich bin ich so ziemlich das ,Mädchen für alles‘“, spricht die Geschäftsführerin und lacht.
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